Heinrich Bullinger stammte aus einer Aargauer Familie und war biographisch eng mit Brugg und Bremgarten verbunden. An beiden Orten finden sich auch heute noch Spuren von ihm. So zierte sein Bild lange Zeit die Brugger Lateinschule.

Die Wurzeln Heinrich Bullingers sind bis ins 14. Jahrhundert auf dem heutigen antonsgebiet nachweisbar. Er berichtet an verschiedenen Stellen von seiner Grossmutter, Gertrud Küffer (1440 – 1522), die aus Brugg stammte und die er als «hübsches, häusliches und fröhliches Weib» charakterisierte.

Er besuchte sie oft, und sie erzählte ihm dabei, wie ihr Vater 1444 in der Mordnacht von Brugg, als das Städtchen an der Aare geplündert und niedergebrannt wurde, zusammen mit anderen vermögenden Bürgern nach Laufenburg verschleppt worden war. Von dort aus gelang ihm eine abenteuerliche Flucht zurück zu seinen Angehörigen nach Brugg.

Katholische Priesterfamilie

Heinrich Bullinger selber kam am 18. Juli 1504 in Bremgarten zur Welt, wo sein gleichnamiger Vater eine Stelle als Kaplan versah. 1506 wählten ihn die Bremgarter zum Leutpriester, d.h. Stadtpfarrer. Einige Jahre später wurde er sogar Dekan. Eine bemerkenswerte Karriere, wenn man bedenkt, dass er als katholischer Geistlicher spätestens seit 1495 öffentlich mit Anna Wiederkehr und seinen fünf Söhnen zusammenlebte und somit gegen das priesterliche Keuschheitsgelübde verstiess. Dass Vater Bullinger trotzdem eine kirchliche Laufbahn einschlagen konnte, hing einerseits damit zusammen, dass zur damaligen Zeit eine Priesterfamilie keine seltene Erscheinung war, und andererseits, dass der Konstanzer Bischof praktisch keinen Einfluss auf die Stellenbesetzung hatte.

Schulzeit in Bremgarten

Als Kind muss sich Heinrich Bullinger (1504 – 1575) geistig sehr rasch entwickelt haben. Er erinnert sich später in seinem Tagebuch, dass er bereits mit drei Jahren klar und vollständig Schweizerdeutsch gesprochen habe. Und so trat er, noch nicht einmal fünfjährig, im Frühling 1509 in die städtische Schule ein; in der Regel gingen die Kinder damals erst ab dem 7. Lebensjahr zur Schule.

Das Bildungsziel war Lesen und Schreiben sowie Kirchgesang – selbstverständlich in lateinischer Sprache. Die Lateinschüler waren angehalten, sowohl im Unterricht als auch untereinander Lateinisch zu sprechen. Sie durften nur mit ihren Eltern und des Lateins unkundigen Menschen «zur Not» Deutsch sprechen. Die Schulordnung sah ausdrücklich vor, dass den Schülern lateinische Hausaufgaben zu erteilen seien und der Schulmeister die Erledigung derselben durch persönliche Hausbesuche zu überwachen habe.

Lern- und Wanderjahre

Der frühe und intensive Kontakt mit der lateinischen Sprache prägte Heinrich Bullinger zeitlebens. Als er mit 15 Jahren in Köln zu studieren begann, konnte er mühelos den lateinisch gehaltenen Vorlesungen folgen.

Doch zuvor trat der zwölfjährige Bullinger Ende 1516 eine Schülerfahrt an die tiftsschule in Emmerich am Niederrhein an, um für die nächsten drei Jahre eine Schule zu besuchen, welche bereits humanistisches Gedankengut vermittelte. Sein Brot musste er sich dabei auf Wunsch seines Vaters durch Singen erbetteln um zu sehen, was hungern heisst.

Weg zur Reformation

Während seiner Studienzeit in Köln wandte er sich vom katholischen Glauben ab und schloss sich der Reformation an. Als «magister artium» kehrte er im Frühling 1522 nach sechs Jahren in der Fremde zu seinen Eltern nach Bremgarten zurück, wo sein Vater zwischenzeitlich zum Dekan des Kapitels Bremgarten aufgestiegen war.

Er lebte wieder im katholischen Pfarrhaus bei seinen Eltern und widmete sich den Schriften Luthers. Es begab sich, dass der Abt des Klosters Kappel am Albis einen Klosterlehrer suchte und deswegen an Bullinger herantrat. Dieser zeigte aber kein grosses Interesse an diesem Amt, hätte es doch bedeutet, Mönch zu werden, was aber seinem nunmehr reformatorischen Glauben widersprach. Er teilte dem Abt mit, er würde nur dann nach Kappel kommen, wenn er sich von den katholischen Klosterbräuchen fern halten könne.
 
Dieser willigte ein, und so wurde der 19-jährige Bullinger Lehrer an der Klosterschule. Bald darauf wurde das Kloster durch Heinrich Bullinger reformiert.

Die Reformation in Bremgarten

Anfangs 1529 bekannte sich Vater Bullinger auf der Kanzel in Bremgarten offen zur vangelischen Wahrheit und wurde deswegen abgesetzt. Drei Monate später gelang es seinem Sohn Heinrich in einer begeisternden Gastpredigt, Bremgarten zu reformieren, und die Bürger wählten ihn zu ihrem neuen Prediger. Nach nur zwei Jahren musste er infolge des zweiten Kappeler Friedens Bremgarten wieder verlassen. Er ging nach Zürich und wurde dort zum Nachfolger Zwinglis gewählt.

Heinrich Bullinger verfasste einige historische Werke, in denen er stärker als andere Zeitgenossen auch Ereignisse im heutigen aargauischen Kantonsgebiet berücksichtigte.